Es war einmal ein „Negerlein“
Geschrieben von Redaktion am 15.02.2013 in Kommentare | Keine KommentareEs geht – mal wieder – um Political Correctness. Diesmal im Fokus: Kinderbuchklassiker und die in ihnen verwendeten Begriffe wie „Negerlein“, „Negerkönig“ und „Zigeuner“. Ja, all das sind Wörter, die Erwachsene nicht (mehr) verwenden. Wörter, die negativ besetzt sind und zurecht durch neutrale ersetzt werden. Doch müssen sich Kinderbücher deshalb einer Zensur unterwerfen?
Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker „Die kleine Hexe“ wird künftig ohne diskriminierende Begriffe wie „Negerlein“ und „Neger“ auskommen müssen. Und Pippi Langstrumpf hat inzwischen einen Vater, der sich nun „Seekönig“ statt “Negerkönig” nennt. 50 Prozent der Deutschen sprechen sich Umfragen zufolge dafür aus, Kinderbücher zu überarbeiten und „nicht vertretbare“ Wörter durch politisch korrekte auszutauschen. Und wie würden Kinder entscheiden?
Andere Zeiten, andere Wörter
Machen sich Kinder eigentlich so viele Gedanken über das, was sie lesen oder hören, wenn sie Mama oder Papa abends im Bett lauschen und sich in die Erlebnisse der Figuren hineinträumen? Wahrscheinlich längst nicht so viele, wie die Erwachsenen, denen das Wort „Neger“ einfach nicht über die Lippen kommen will. Ist es richtig, Kinderbuchklassiker von allen Wörtern, die der heutigen Political Correctness nicht mehr entsprechen, zu befreien oder ist das eine unnötige Zensur. Die Frage ist, schadet es dem Kind, ändert es seine Einstellung. Erhält es ein falsches Bild von einem „Schwarzen“, wenn er als „Neger“ bezeichnet wird? Vermutlich darf man Kindern zutrauen, dass sie verstehen, dass das Buch anderen Zeiten unterworfen war und dass es Begriffe beinhaltet, die heute in der Form nicht mehr verwendet werden. Das gilt im Übrigen für viele andere Wörter auch. Der Wandel der Sprache ist ein permanenter und unaufhaltbarer Prozess – möglich, dass eines der Begriffe in diesem Klartext in absehbarer Zeit auch als politisch inkorrekt gewertet wird. Gehört dann alles Abgedruckte geändert?
Wenn ein Kind nicht lernt, damit umzugehen, dass es andere Völker gibt und dass man zwischen unangebrachten Bezeichnungen und solchen die korrekt sind, unterscheiden muss, dann hilft auch das Überarbeiten der Wörter in den Kinderklassikern nicht. Das ist vielmehr eine Erziehungsfrage. Vielleicht lassen sich die Kinderbücher – die aktuell noch keiner Zensur unterworfen sind – als Lehrbücher einsetzen. Gerade die gerne gelesenen Klassiker eignen sich hervorragend dazu, Kinder eine Sensibilität dafür entwickeln zu lassen, dass Denken und Bewusstsein sich ständig ändern und dass auch Geschichten Zeugnisse einer vergangenen Zeit sind.
am 21.02.2013 um 01:17 Uhr
Ich wollte die Böll Stiftung, als Initiator, anfragen ob sie eine Liste der nicht mehr korrekten Worte und der jetzt PC Worte veröffentlichen können. 4x habe ich, wie vorgeschlagen, auf >hierNegerkußEuropäerWeißerLangnaseAfrikaner>, aber auch >StuhlTisch< etc. sind diskriminierend weil sie auf etwas festlegen und keine andere Interpretation zulassen – weg damit; Anglo-amerikanisch her! Und wie ist es mit den 'belasteten' Ortsnamen (Buchenwald, Berlin, München, Braunau!!, Auschwitz) müssen die nicht entnazifiziert werden. Natürlich mit großem Geldaufwand, weil Ausländer eine Belastungsstörung bekommen wenn sie diese Namen lesen?
Vor Jahren haben wir in Europa uns über die bekloppten Amis amüsiert und ihrem PC-Mist. Jetzt haben wir den 'korrekten' Blödsinn ebenfalls.
Ich hab aber eine ganz andere Überlegung: Dürfen Verlage eigentlich das originäre Werk eines Schriftstellers verändern/verfälschen ohne die Lizenz zu verlieren? Ich meine damit ist die Vertragsgrundlage entfallen.