Das große Low Carb Interview mit Timo Konzelmann
Geschrieben von Redaktion am 04.03.2013 in Zutaten einer bewussten Ernährung | Keine KommentareWas darf man noch essen? Wie sieht eine bewusste Ernährung aus? Worauf soll ich achten? Nicht nur Lebensmittelskandale stellen unsere Esskultur infrage. Immer mehr Menschen wollen gesünder und besser essen. Die Motivation ist verschieden. Ebenso die Ernährungskonzepte. Wir haben Timo Konzelmann, Inhaber von Konzelmann´s Original, einem Low Carb Online-Shop mit eigens kreierten Low Carb Backmischungen zur Low Carb Philosophie befragt. Das Ergebnis: Low Carb ist keine Diät, Low Carb ist ein Lebensstil. Lesen Sie selbst.
Seit wann beschäftigen Sie sich mit dem Low Carb Ernährungsstil?
Mit gesundheitsbewusster Ernährung, was die Low Carb Ernährung für mich ganz klar ist, befasse ich mich schon seit meinem 17. Lebensjahr. In meiner ersten Ausbildung hatte ich direkt mit Lebensmitteln, deren Verarbeitung und Verkauf zu tun. Wenn man sich mit Lebensmitteln beschäftigen darf, bekommt man ein ganz neues Bild von dem, was man seinem Körper mit bestimmten Lebensmitteln zumutet.
Mich interessierte nicht nur die Herstellung von Lebensmitteln, sondern immer mehr das Zusammenspiel von Körper, Sport und Ernährung. Daher war es für mich der logische Schritt zusätzlich eine Ausbildung als Fitnesskaufmann zu machen. Rückblickend war es meine Unzufriedenheit über Low Carb Produkte, die mich vor nun mehr sieben Jahren antrieben, eine Low Carb Brotbackmischung zu entwickeln. Brote mit wenig Kohlenhydraten gab es bereits, sie schmeckten jedoch eher bescheiden. Das, galt es zu ändern. Im Laufe der ersten Monate versuchte ich Partner und Lieferanten zu finden, die mich in meiner Idee, eine hochqualitative und leckere Low Carb Brotbackmischung zu entwickeln, unterstützen. Diese Kontakte bestehen noch heute. Sie freuen sich noch heute bei jeder Bestellung auf das, was der kleine Konzelmann da geschaffen hat. Meine Eltern richteten damals für mich einen eigenen Abfüllraum ein. Das war der Anfang meines Unternehmens. Ohne meine Eltern wäre ich auch nie dort, wo ich jetzt bin. Dafür bin ich sehr dankbar. Ich bin immer noch ganz nah an der Basis und sehe was unsere Kunden wünschen, auch durch meinen Fitnesstrainerschein.
Was macht für Sie die Low Carb Ernährung aus?
Low Carb ist für mich nicht irgendeine Diät. Für mich ist Low Carb ein selbstverständlicher Lebensinhalt. Low Carb Ernährung heißt für mich: fitter und kräftiger durch das Leben gehen. Seit ich mich bewusst Low Carb ernähre, geht es mir persönlich deutlich besser. Ich bin fitter. Das ist ein wesentlicher Grund dafür, dass ich auch nach einem 14-stunden-Tag noch entspannt eine Runde Sport treiben kann. Eine gute Nebenwirkung meiner Low Carb Ernährung ist, dass mein Insulinspiegel relativ konstant bleibt.
Low Carb heißt für mich auch immer, ohne schlechtes Gewissen, satt vom Tisch aufzustehen. Ich brauche nicht ständig Angst haben, zuzunehmen. Obendrauf habe ich durch die Low Carb Ernährung ein lang anhaltendes Sättigungsgefühl. Man achtet durch die Low Carb automatisch mehr darauf, welche Inhaltsstoffe Lebensmittel enthalten. Vor allem merkt man dadurch erst, wie man uns überall Zucker unterjubelt. Besonders in den Produkten, in denen man es zunächst gar nicht vermutet. Zum Beispiel in Ketchup, Pizza, Müsli, Snacks oder in Fertigessen.
Sie sind mit Ihrem Unternehmen seit fast acht Jahren selbstständig. Was treibt Sie an?
Mich treibt der Wunsch an, Menschen aufzuklären. Ich möchte den Menschen zeigen, was Sie mit der – in der heutigen Zeit leider völlig üblichen – übertrieben hohen Kohlenhydratzufuhr ihren Körpern antun. Es ist kein Zufall, dass immer mehr Leute, auch junge Leute, an Diabetes erkranken und es immer mehr Ärzte gibt, die zur Behandlung der Diabetes eine kohlenhydratreduzierte Ernährung empfehlen. Die Gespräche mit Ärzten, Kindern und ihren Eltern motivieren mich extrem und bestätigen mich in meinem Handeln. Wenn man hören darf, dass ein Kind mit den von mir entwickelten Produkten, wieder ein Stück Brot essen darf und damit ein Stück Lebensqualität zurück erhält, weiß man doch, warum man jeden Morgen mit einem Lächeln aufsteht und sich auf den Tag freut.
Erst bei unserem letzten Messebesuch hatte ich wieder viele Gespräche mit Diabetikern, die durch eine Low Carb Ernährung so viel mehr machen können. Leider wird die Zahl der Diabeteserkrankten laut jüngster Prognosen weiter steigen. Ich denke, hier werden sicher noch ganz neue und interessante Arbeitsfelder auf uns warten.
Natürlich reizt es mich auch sehr, der großen Zuckerlobby argumentativ den Wind aus Segeln zu nehmen. Die Lobby schafft es, in allen Produkten ihren Suchtstoff Zucker unterzubringen. Unsere Kinder essen schon lieber Gummibären mit Apfel-Geschmack, als einen normalen Apfel, weil dieser nicht süß genug sei. Eine erschreckende Entwicklung. Allein dagegen zu kämpfen, lohnt sich schon.
Auch die neuen EU-Verordnungen machen es einem nicht leicht. Dieser ganze Mist von genormten Lebensmitteln, dass ein Apfel rund sein muss, die Kirschen knalle rot, die Banane mehr gerade als krumm, ist eine krankhafte Tendenz. Der Geschmack wird gepanscht, kaum ein Bäcker backt noch selbst, sondern bezieht Teig Rohlinge aus Polen oder Rumänien, bedient sich an der Enzymen-Trickkiste, sodass das Brot noch mehr aufgeht, länger haltbar ist und besser schmeckt. Zudem wird der Verbraucher noch für dumm gehalten. Irgendwann erhalten wir amerikanische Verhältnisse: Die Warnhinweise auf den Lebensmitteln werden uns erschlagen. Das ist absurd. Jeder kann und sollte sich selbst anhand der Zutaten und der Beschaffenheit entscheiden, ob er das Lebensmittel für gut oder schlecht befindet. Bei der bunten Bilderwelt der Werbung nützen auch Warnhinweise über den hohen Gehalt an Zucker nicht. Der Verbraucher muss lernen, die Zutaten zu lesen und Nährwerte zu erkennen.
Bei der neuen EU-Verordnung (Health Claims) darf man nur bestimmte Aussagen tätigen, die wissenschaftlich begründet sind. Leider kostet eine solche Untersuchung zur wissenschaftlichen Bestätigung von Angaben mehrere Millionen Euro. Das spielt wieder nur der großen Industrie in die Karten.
Atkins fordert den Verzicht auf Brot und das Werk von Wolfgang Lutz heißt sogar: „Leben ohne Brot”. Warum entwickelten Sie Backmischungen?
Der Titel von Herrn Lutz ist natürlich sehr provokant, dient jedoch mehr der Aufmerksamkeit, als dem wirklichen Verbot von Brot. Brot steht in unserer heutigen Gesellschaft sinnbildlich für die Kohlenhydratmast, der wir von der Industrie ausgesetzt sind.
Diesem Übermaß Kohlenhydraten wollen wir mit unseren Produkten entgegen wirken. Wir verkaufen keine Diätprodukte, wir werden nie versprechen, dass man mit unseren Produkten in einer gewissen Zeit x-Kilo abnehmen wird. Unsere Philosophie fängt im Kopf an. Man muss sich davon lösen, dass nur Fette zur Gewichtszunahme führen. Leider gibt es eine sehr starke Industrie, die genau das gerne behauptet. Klar, mit Zucker lassen sich Milliarden verdienen. Warum ich wieder von Zucker rede? Weil Kohlenhydrate nichts anderes sind. Was man immer als Kohlenhydrat bezeichnet sind hauptsächlich Einfach-, Zweifach-, Dreifach- oder Vierfachzucker. Sie unterscheiden sich dadurch, wie schnell sie vom Körper in Energie umgewandelt werden.
Da in unseren heutigen Nahrungsmitteln vor allem die schnell umwandelbaren Kohlenhydrate vorhanden sind, nicht zuletzt, weil diese billig in der Gewinnung sind, kommt es zu der rasanten und konstanten Gewichtszunahme bei vielen Menschen.
Abends nach der Arbeit greifen doch sehr viele Menschen zu Weißbrot oder Nudeln – die haben kein Fett. Beide Produkte stellen dem Körper jedoch sofort Energie bereit. Nur wer bewegt sich dann noch? – Niemand! Aber die Energie steht trotzdem bereit und leider ist unser Körper dann so schlau und speichert die Energie in Form von Fett auf unseren Hüften. Bei einer ballaststoffreichen und eiweißreichen Mahlzeit hat man den Vorteil, dass der Körper für die Umwandlung in Energie mehr Zeit benötigt. Die Wirkung der Kohlenhydrate im Körper ist mit dem Effekt vom Öl im Feuer zu vergleichen. Auf einen Schlag verpufft viel Energie. Eiweiße haben eher die Wirkung wie Kohle. Die Energie wird lange und konstant abgegeben. Genau hier wollen wir wachrütteln und Aufmerksamkeit erregen. Das Unwissen über das böse Fett wird von der Industrie sehr gut geschürt. Für uns gilt es, aufzuklären. Aber Vorsicht, nur der Verzehr von einem Eiweiß-Brot am Abend frohlockt keine Wunder. Im Gegenteil: Den ganzen Tag einen Haufen Mist in sich hinein schaufeln, ein Ballen von Kohlenhydratmast und abends ein kohlenhydratreduziertes Low Carb Brot zum Ausgleich? Da heißt es: gute Nacht und schönen Umfang.
Wie sehen sie die weitere Entwicklung einer bewussten Ernährung?
Die richtige Ernährung wird einen immer größeren Teil unseres Lebens bestimmen. Noch regiert das Motto, „Geiz ist geil“ in Deutschland – nicht nur in der Elektroindustrie. Leider auch bei den Lebensmitteln. Kaum ein Land hat eine so schlechte Esskultur, wie wir Deutschen. Immer mehr Menschen erkranken oder entwickeln Allergien aufgrund der billigen Lebensmittel und derer Zusammensetzung. Unsere Low Carb Produkte sprechen diese Menschen an. Wir spüren schon, dass langsam ein Umdenken stattfindet. Langsam aber sicher wird mehr Wert auf eine höhere Qualität gelegt und auch auf eine bewusstere Ernährung. Dieser Prozess hat aber gerade erst begonnen. Wir werden mit unseren Low Carb Entwicklungen immer bestrebt sein, einen positiven Teil zur Esskultur beizutragen. Wir werden unserer Linie treu bleiben und für unsere Produkte nur hochwertige Zutaten verarbeiten und diese zu einem fairen Preis anbieten.
Vielen Dank für das Gespräch.
am 10.03.2013 um 16:38 Uhr
Hallo, ich kann dem Kommentar vom Hubert nur beipflichten, Timo KOnzelmann geht sehr detailliert darauf ein, dass alle Kohlenhydrate Zucker sind, denn alle Mehrfachzucker werden irgendwann in längerer oder kürzerer Zeit in Einfachzucker abgebaut, und das wissen die meisten wirklich Menschen nicht. Die vielen Zugaben von Zucker in Lebensmitteln sind völlig überflüssig, es sei denn man wills zuckersüß haben, denn die enthaltenen Kohlenhydrate in den Lebensmitteln sind ausreichend und oft zumeist schon zuviel. Mir gefiel der flotte Spruch von Timo: Na dann gute Nacht und guten Umfang.
Ich ernähre mich seit 4 Jahren Low carb und bin sehr zufrieden, immer satt und kein Heißhungergefühl. (insulinspiegel wie gesagt relativ konstant)
Grüße Michaela
am 04.03.2013 um 13:44 Uhr
Hallo!
Das ist ein sehr guter Artikel über Low Carb. Das Kohlenhydrate nichts anderes als Zucker ist wissen die wenigsten Menschen.
Ich als Bio-Koch schreibe derzeit ein Buch (Theorie und Praxis) von Low-Carb.
Schöne Grüße aus Österreich