Kommentar: Man geht niemals so ganz
Geschrieben von Redaktion am 07.12.2012 in Kommentare | Keine KommentareDer letzte Tag der Financial Times Deutschland: Empathie und Demut begleiten das Aus einer guten und bekannten Zeitung. Der süffisante redaktionelle Abschied lässt erkennen, was uns nun entgeht.
Es ist ein leidiges Thema. Wohin geht es mit dem Journalismus. Im Spannungsfeld zur PR überschlagen sich Prophezeiungen, Mutmaßungen und jede Menge Unsinn. Print oder Online, Aktualität oder Hintergrundberichte, Unterhaltung oder Information: Welcher Verlag ist nicht auf der Suche nach einer Nische – nach relevanten Zielgruppen, nach rosigen Umsatzzahlen?
Was eine gute Redaktion leisten kann, zeigt die letzte Print-Ausgabe der Financial Times. Mit dem Rücken an der Wand und der scheinbar lang ersehnten redaktionellen Freiheit macht die Ausgabe trotz traurigem Anlass Spaß. Ein würdevoller Abschied, der Hoffnung hinterlässt. Wahre Größe zeigt sich eben erst in der Niederlage.
In der großen Frage nach Wirtschaftlichkeit sollten alle im Kapitalismus geliebten Zahlenverdreher, Unternehmensberater und Entscheider eines beachten: Geld verdient man mit Relevanz. Und die erhält man nur durch Qualität.
In einem demokratischen Staat hat eine mündige Person das Recht zu wissen, was passiert, warum es passiert und wie es dazu kam. Wer etwas anderes behauptet: viel Spaß bei der Selbstzerstörung. Die Zensur lässt grüßen.
Michael Erlemeier
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